Kitsch ist gut für´s Gemüt

I m p r e s s i o n i s m u s

Kitsch ist gut für´s Gemüt

Findet ihr Impressionismus kitschig? Sind Impressionisten oberflächliche, blauäugige Realitätsflüchtlinge, die sich in eine ästhetische Scheinwelt verkriechen? Nicht ganz, wenn ihr mich fragt. Ausnahmsweise verfalle ich in meiner Meinung mal keinem Extrem.

Mir fehlt  Dramatik, Emotionalität, persönliche Interpretation, ganz klar. Aber nach meinem zweiten, oder dritten impressionistischen Bild, begann ich zu verstehen was es heißt ein solches zustande zu bringen. Es erfordert vermutlich einiges an Sensibilität, für die Wahrnehmung und die Ausführung. Malt man direkt ein Abbild der Natur, so braucht man einen sehr wachen Geist, um die Stimmungen einzufangen, die da draußen nun mal ständig wechseln. Kaum etwas in der Natur, kaum etwas im Leben, ist statisch. Alles ist im Lauf. Selbst für einen Monet, Degas oder Renoir bleibt die Natur nicht stehen.

 

Obwohl ich nur Fotos, oder Bilder berühmter Maler zum Vorbild genommen habe, schien es mir, als wolle die Natur sich einfach nicht einfangen lassen. Wahrscheinlich war gerade dies der falsche Ansatz: Die Natur einzufangen. Wer das schon so angeht, kann kein lebendiges, stimmungsvolles Bild schaffen. Tiere lassen sich ungern einfangen, die Natur erst recht nicht. Auch nicht auf Papier oder Leinwand.

Ich nehme mir also vor, mich am nächsten sonnigen Tag auf eine Wiese zu setzen und die Stimmung auf mich wirken zu lassen, ohne den Hintergedanken, sie einfangen zu wollen.

Das kling leicht esoterisch. Wenn man so will, könnte das Vorhaben auch als Meditation mithilfe von Natur, Eindrücken, Wahrnehmungen und dem leeren Blatt vor mir bezeichnen. Nur die Farbe wird sichtbar machen, was in diesem Moment vor sich ging an diesem einen Ort.

Impressionisten sind -für mich- die Selbstlosen unter den Künstlern. Viele Künstler sind narzisstisch, egoistisch, darauf aus ihr Inneres durch die Kunst nach Außen zu kehren. Während die Impressionisten in ihrem Umfeld auch Stimmungen malenswert finden und nicht nur die ihren.

Wenn ich so darüber nachdenke, ist es ein wunderbarer Dienst, den die Impressionisten uns erweisen.

Ihre Werke mögen für den einen kitschig sein, aber so wertvoll für den anderen, der sich bewusst macht, wie schnelllebig wir Menschen sind. Ein impressionistisches Bild zu betrachten, ist für mich wie eine Ruhephase für meine Sinne, die in unserem hektischen Alltag ständig wechselnd beansprucht werden.

Ein Augenblick, für immer da.

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