Die „Wuth“ über den Expressionismus

Die „Wuth“ über den Expressionismus

Wenn ich an meine Auseinandersetzung mit dem Expressionismus denke, erklingt in mir sofort „Die Wuth über den verlorenen Groschen“ (Alla Ingharese; Quasi un Capriccio) von Mozart. Für jene, die das Stück nicht kennen, könnte man es so beschreiben: Ein aufbrausender, leicht unkontrollierter, an Wahnsinn erinnernder Prozess, mit Höhen und Tiefen. Ich persönlich, durchlebe ihn mit der Neugierde eines Kindes, mit der Ungeduld einer Pubertierenden und mit der Selbstkritik einer Erwachsenen.

Ich weiß nicht woher die Wut kommt. Ich habe im Grunde nichts gegen den Expressionismus. Intensive Bilder mit dominanten Farben und enormer Ausdruckskraft. Eine Vielfalt in einem Stil, die es fast jedem Künstler ermöglicht, mindestens ein sympathisches Vorbild zu finden, mit dem man üben kann.

Ich habe mich in einer der er ersten Malstunden an ein expressives Bild gewagt und mir ein Holzkreuz, eine Taucherflosse und eine Model-Hand aus dem Kunstfundus geschnappt. Ein Hauch von Verrücktheit, in den man viel hinein interpretieren kann. Also, meiner Meinung nach, ein gutes Motiv, mit dem ich etwas anfangen zu können glaubte. In verschiedenen Farbkombinationen nahm ich mir vor, Trauer, Freude, Schmerz oder Angst in den Abbildungen darzustellen. Aber mein Vorhaben scheiterte.

Meine Bilder wirkten nicht plastisch und spiegelten keine elementare Regung wieder. Vielleicht fehlte der Mut, spontane Pinselstriche in eindrucksvolle grobe Formen zu verwandeln. Wodurch wir wieder bei meinem „Normenkäfig“ wären, der mich in den Zwang bringt, die Wirklichkeit im höchsten Maße Naturgetreu wiedergegeben zu wollen. Ich denke, Expressionismus ist erst dann gut, wenn es nicht gewollt sondern gefühlt aussieht.
Damit meine ich bloß, dass es nicht reicht ein Gefühl in einem Bild geplant darstellen zu wollen, sondern es während der Pinselführung nachzuempfinden, sodass das Bild von ganz alleine zu diesen Ausdruck erlangt.

Memo an mich selbst-  Meine „gesunde Verrücktheit“ weiter ausbauen, bis ich mutig genug bin, um abstrakte(!) Interpretation meiner (ganz persönlichen) Wirklichkeit konstruieren zu können.

Oder vielleicht sollte ich einfach mal neue Gefühle zu lassen, damit nicht immer dieselben in meinen Bildern dominieren.

Expressionismus ist nichts für Angsthasen hinter Normgittern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*