Wunsch, Wirkung und Wunschwirkung
Vielleicht kennt ihr das Phänomen. Ihr habt eine Vorstellung, einen Plan, einen Wunsch von einem Bild bevor ihr es malt. Das ist ja auch gut so, denn so ganz ohne Ahnung drauf los malen, das hat wohl nur in der Kunsttherapie einen Sinn.

Was aber, wenn die Vorstellung nicht dem späteren Ergebnis entspricht?
Und damit meine ich nicht, dass man sich vornimmt, einen Baum zu malen und es wird dann irgendwie eine Blume daraus.
Nein, ich denke an die Wirkung des Bildes auf den Betrachter, die nicht der ursprünglichen „Wunschwirkung“ entspricht.
Ein Beispiel:

Klaus möchte sich an der Kunstakademie bewerben. Klaus ist ein braver, sehr ruhiger Junge.
Da er „brav und ruhig“ langweilig findet und die Jury vermutlich auch, er aber nicht aus seiner Haut kann, versucht Klaus mit einem eindrucksvollen Mappenthema seinen, seiner Meinung nach, „unspektakulären“ Charakter zu „übermalen“.

Er wählt schockierende Motive, unheimliche Kulissen und orientiert sich grundsätzlich an Horrorfilmen.
Unter uns gesagt:
Klaus hasst Horrorfilme und hat sich noch nie einen angesehen.
Also orientiert er sich an Plakaten, oder sieht sich dann notgedrungen einen Trailer an.
Das Endergebnis sieht folgendermaßen aus:
Man erkennt, was Klaus darstellen will, aber man empfindet es nicht.

Und nun die Frage: Merke ich es selber, wenn mein Bild die Wirkung verliert? Wie merke ich es früh genug? Und wie kann ich das ändern?
Mir geht es ständig so! Ich meine, dass ich noch nie exakt die Wirkung erzielt habe, die ich erhofft hatte.
Ich vermute, da kommen einige Faktoren zusammen.
Doch der größte und, meiner Meinung nach, wichtigste Faktor ist, dass dieses Gefühl, welches sich später in dem Bild widerspiegeln soll, auch vorher schon im Künstler existiert, in welchem Ausmaß auch immer.

Erst wenn ich mich nicht mehr versuche zu verstellen und etwas male, das mich ausmacht, was für mich spricht und zu mir passt, dann wirkt das Bild authentisch.